Samstag, 27. Juli 2013

Glossar: normativ und deskriptiv

Glossar und Nachtrag

normativ und deskriptiv

Die deskriptive Philosophie will verstehen.

Die normative Philosophie will verändern. Oder das bestehende legitimieren.


Freitag, 26. Juli 2013

Besitz und Eigentum so wie normativ und deskriptiv

Ach spielt einen das Leben manchmal böse mit. Da wollte ich doch mit einem darüber sprechen worüber ich zurzeit so nachdenke und erklärte, dass mein Denken sich im Grunde um eine Frage kreise: Warum zahlen Mieter Miete und warum tauschen sie nicht einfach das Schloss aus und sparen sich die Miete?


Sofort fing mein Gegenüber mit Moralpredigten an. Der Vermieter habe schließlich dafür gearbeitet und das Haus bezahlt, da würde ihm ja wohl auch die Miete zu stehen.

Als ich sagte, dass mich das nicht interessierte und ich zur Erklärung ausholte, verließ mich mein Gegenüber schimpfend. Er hatte meine deskriptive Frage einfach für eine normative gehalten und fühlte sich dabei auch noch für so schlau, dass er mich ausschimpfen tat. "Aber, aber wie erkläre ich Ihnen das. Ja... Deskriptiv und normativ.. hmm... ja... Also, wenn ein Kind fragt: Warum ist der Himmel blau? Wo hat es dann gesagt, dass der Himmel grün sein sollte. Oder weshalb liegt überhaupt in der Frage eine Kritik an der Farbe des Himmels? Es fragt doch nur. Es will doch nur verstehen, warum der Himmel blau ist. Das ist deskriptiv gefragt und eben nicht normativ. So wie eben auch ich frage: Warum ist der Mieter bereit Miete zu zahlen? Ist der Mieter nicht in einer Position, wo er auch andere Wege bestreiten könnte und warum tut er es auf diesen einen bestimmten Weg. Was sind die Ursachen und Gründe und welche Voraussetzungen veranlassen ihn und so viele andere Mieter dazu sich auf diese Art zu verhalten. Ich rufe den Mietern nicht zu, dass sie sich anders verhalten sollen(obwohl das ein interessanter Versuchsaufbau wäre), mich interessiert nur, warum sie so handeln, wie sie es tun."

Aber das bekam mein Gesprächspartner gar nicht mehr mit, denn er hatte sich aus dem Staub gemacht.

Irgendwie war ich aber nicht lange böse, sondern fand es irgendwann sogar amüsant. Ein amüsantes Missverständnis, das durch seine hervorgerufenen Reaktionen nur um so komischer ausschaut. Ja, wenn das kleine Kind sich für die Farbe des Himmels interessiert, dann versteht es jeder Hans Wurst, denn über den Himmel und die Natur moralisiert der Erwachsene nicht. Aber grade deswegen wäre das Kind vielleicht am Ende doch noch missverstanden worden, weil es seine Frage normativ gemeint hätte. Weil es fände, dass der Himmel besser grün sein sollte. Kinder kommen auf solche Ideen. Wie dem auch sei, mich ließ es nicht los. Konnte man die Frage tatsächlich auch normativ stellen? Und wie zum Geier wäre die Antwort?

Nehmen wir zum Beispiel das viel gelobte und bei den Libertären ach so populäre Naturrecht: Lässt das Naturrecht überhaupt eine Unterscheidung von Besitz und Eigentum zu? Kann im Naturrecht nicht nur dort Eigentum sein, wo Besitz ausgeübt wird?

Fangen wir ganz einfach an: Wenn ich einen Baum sehe und er steht in der freien Natur und gehört also keinem und der Baum trägt Früchte, sagen wir: Äpfel, Dann darf ich ernten und während ich ernte, arbeite ich. Meine Arbeit(das Pflücken oder Ernten) verändert den Apfel. Dem Apfel wird meine Arbeit hinzugefügt. Jetzt da er nicht mehr am Baume hängt, ist er wertvoller, kann man hinein beißen. Der Apfel ist also nicht mehr herrenlos, sondern ich habe ihn mir unterworfen: Ich bin sein Herr. Der Apfel gehört mir.

Okey, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Natürlich bin ich jetzt noch verpflichtet den Apfel zu nutzen und ihn nicht sinnlos vergammeln zu lassen. Denn die Arbeit darin mag zwar mir gehören, aber der Apfel selbst, der gehört doch genau genommen noch allen anderen Menschen. Nur ist es unmöglich meine Arbeit aus dem Apfel zu holen und mir zurück zu geben und dann den Apfel wieder an den Apfelbaum zu kleben.

Also gut, das ist jetzt sehr theoretisch, irgendwie musste man aber eine Lösung finden, die in der Praxis angemessen umzusetzen war. Man einigte sich also quasi darauf, dass der Apfel wohl meiner sei, wenn ich ihn pflücke, aber ich ihn verwenden müsste und nicht verderben lassen dürfte. Die Gesellschaft, der ja auch irgendwie der Apfel gehört, behält das Recht mir vorzuschreiben, dass ich den Apfel nicht verschwende.

Hier aber tut sich ein herrlicher Graubereich auf, weshalb ich zur Verteidigung des Eigentums das Naturrecht für unzulänglich halte und es nicht verwenden würde. Es wäre mir viel zu vage. Genau genommen ist es sogar unbrauchbar. Anders sehen das freilich große Teile der libertären Bewegung. Allen voran der lustige Haufen freiwillig frei und Anhänger. Ich mag sie nicht und wer es nicht glauben will, schaue sich bitte auf meinem Kanal nach Beweisen um. Naturrecht und überhaupt solche Sachen werden bei ihnen ganz groß geschrieben. Es ist eben eine para-religiöse Sekte. Aber kommen wir zurück zum Thema: Naturrecht, Eigentum und Besitz.

Was haben wir?

1. Die Natur gehört allen oder dem Kollektiv der Menschheit. (Ja, es macht Spaß diesen Begriff(Kollektiv) zu wählen, wenn man weiß welche Emotionen damit bei vielen Libertären verknüpft sind. Ganz besonders bei den Austrians.)
2. Du gehörst dir. Deine Arbeit gehört dir.
3. Schlussfolgerung aus 1 und 2: Wenn du herrenloses Eigentum beziehungsweise kollektives Eigentum also die Natur mit deiner Arbeit verbindest wird es dein Eigentum.
4.  Schlussfolgerung aus 1 und 2: Um dieses Eigentum zu bilden, musst du neben deiner Arbeitskraft das kollektive Eigentum benutzen. Daher hat das Kollektiv der Menschheit das Recht deinen Gebrauch des Kollektiveigentums einzuschränken. Dies geschieht durch die Regel, dass du dein Eigentumsrecht dort verwirkst, wo du gedenkst dein Eigentum verderben zu lassen.

Wie legt man dies nun aus. Ja, da ist der Haken. Wenn ich einen Apfel pflücke und ihn hicht essen möchte, so habe ich ihn offenbar gepflückt, um ihn verderben zu lassen. Folglich kann ich nicht der Eigentümer sein. Aber wie sieht es aus, wenn ich den Apfel pflücke, um ihn zu verkaufen? Wenn ich ihn verkauft bekomme, ist davon auszugehen, dass der nächste Besitzer geizig genug ist, um ihn nicht vergammeln zu lassen. Hätte er dies vor, würde er wohl eher sein Geld sparen und nicht für den Apfel weggeben. Also, wenn der Apfel verkauft wird, lasse ich ihn nicht verderben. Sollte ich ihn nicht verkauft kriegen, muss ich ihn selber essen oder verschenken bevor er verdirbt.

Geben wir es zu: Mit solch einer Regel im Rücken können wir keinen Handel treiben wie wir ihn heute kennen und schätzen. Es ist eine Bankrotterklärung für die freie Marktwirtschaft. Alles dürfte und könnte nur noch auf Bestellung produziert werden oder gar wie auf dem Aktienmarkt, was allerdings dem Sicherheitsbedürfnis der meisten Menschen nach stabilen Preisen oder deren Gewohnheit daran widerspricht. Deshalb hat es sich auch eingebürgert, dass man das Naturrecht hier einfach schwammig auslegt. Der gute Wille zu verkaufen reicht schon aus. Ja, man unterstellt sogar förmlich, dass dieser vorhanden sein muss, weil sich niemand die Mühe machen würde einen Apfel zu pflücken, wenn er ihn nicht essen wollte oder zumindest davon ausginge, dass er ihn zu Geld machen kann. Deshalb wird ein sorgsamer Umgang mit der Natur einfach für gegeben gehalten. Dieser Satz ist übrigens das Saysche Theorem in leicht abgewandelter Form, aber inhaltlich und gedanklich identisch. Warum versagt es offenbar in der Praxis? Das ist eine spannende Frage, die wir uns ein anderes Mal ruhig stellen sollten. Für den Moment ist es wichtiger den roten Faden nicht zu verlieren.

Kommen wir also zurück zu Mieter und Vermieter. Der Mieter ist der Besitzer der Wohnung. Der Vermieter ist der Eigentümer. Besitzer sein heißt, dass man es benutzen kann, dass man die direkte Kontrolle über das Objekt hat. Wir haben das schon mal erwähnt: Der Mieter hat die Kontrolle. Er könnte theoretisch ein neues Schloss einbauen. Der Vermieter wohnt unter Umständen in einem ganz anderen Bundesland und hat daher keine Kontrolle über sein Haus oder seine Wohnung. Eigentümer sein heißt nur, dass der Staat mich rechtlich anerkannt hat als denjenigen, welcher so ziemlich alles über das Haus bestimmen darf, weil es mir gehört. Besitz ist etwas Reales und Eigentum hingegen ist eine bloße Idee, ein Recht, welches mir der Staat aufgrund von Gesetzen eingeräumt hat. Sollte der Staat gar nicht dazu in der Lage sein mein Eigentum zu schützen und zu erhalten ist Eigentum ein wertloses Stück Papier. So wie Geld es auch ist, wenn der Staat nicht in der Lage ist Gold dafür zu geben oder andere dazu zu bewegen, dass sie es akzeptieren. Wie das trotzt alle dem so gut funktioniert, dass ist ja mein eigentliches Thema. Das ist das was mich so brennend interessiert und was ich zu erforschen mir vorgenommen habe.

Nun aber das Naturrecht auf die Vermietung von Immobilien angewendet, damit wir zu einem Abschluss kommen:

Es ist das gleiche wie mit dem Apfelpflücker, der Geschäfte machen möchte. Es ist nicht nur wie Karl Marx es festgestellt hat Entfremdung, es ist schlicht eine nicht vom Naturrecht abgedeckte Form der Eigentumsaneignung, weil alle diese entfremdete Aneignung genau genommen vor dem Naturrecht wertlos ist und es nicht einhält. In dem Moment, da der Hausbesitzer doch ein Haus baut, in welchem er nicht wohnen möchte, fehlt doch der Besitzwille, der so dringend erforderlich ist, um nach dem Naturrecht gerechtfertigter Weise Eigentum erwerben zu können und zu dürfen. Wenn der Vermieter schon kommt und es mir zur Miete anbietet müsste ich fragen, ob er darin wohnen wird, wenn er es nicht vermietet bekommt. Verneint er dies, so kann ich jeder Zeit mit Hilfe des Naturrechts nachweisen, dass er nicht oder nicht mehr der rechtmäßige Eigentümer ist. Er beabsichtigt das Haus ungenutzt baufällig werden zu lassen. Er hat mit größerer Hand in die Natur also unser kollektives Eigentum eingegriffen als es notwendig gewesen wäre. Ein anderer hätte sonst an seiner Stelle die Rohstoffe mit seiner Arbeit vermischen können und das Haus bauen können. Einer, der in dem Haus auch wohnen möchte, folglich der zukünftige Mieter. Der Vermieter griff dem allerdings vor und stahl dem Mieter den Felsen aus dem die Steine gemacht worden sind. Er verband den Felsen mit seiner Arbeit, obwohl er die Steine also auch den Felsen nicht brauchte, nicht einmal wollte. Hier sagt doch dass Naturrecht eigentlich, dass das Recht des Kollektives dann stärker sein müsste. Oder etwa nicht? Es ist schwammig und man muss es auslegen. Wessen Eigentumsrecht wiegt hier schwerer, das der Gesellschaft oder das des Arbeitenden?

Eigentlich ist das nicht einmal Auslegungssache. Ich denke, der Leser wird sehen, dass es eine ganz eindeutige Entscheidung gibt, wenn man den Pfad der gewohnheitsmäßigen Falschauslegung verlässt. Aber die Gewohnheit der Libertären es so sehen zu wollen, macht uns selbst unsicher, ob es nicht doch so zu sehen ist. Aber im Grunde taten die Libertären das ja bloß um das Naturrecht assimilieren zu können und das ist doch Schwachsinn. Es ist doch Schwachsinn das an libertäre Bedürfnisse angepasste Naturrecht für das wahre Naturrecht zu nehmen.

Donnerstag, 25. Juli 2013

"Chancen des Tourismus nutzen"

Mit "Chancen des Tourismus nutzen" war es nett überschrieben im Wahlprogramm der FDP 2009, gemeint war die ermäßigte Mehrwertsteuer für die Hoteliers. Auf Seite 23 kam das Thema schon zur Sprache und im Index hat es einen eigenen Eintrag als "Hotellerie". Trotzdem habe ich es nicht gelesen. Meine Randnotizen im Wahlprogramm 2009 enden auf Seite 15 und viel weiter werde ich dann mit dem Lesen auch nicht gekommen sein. Höchstens überflogen habe ich einige andere Stellen, welche mir interessant erschienen.

Ich wusste also oder hätte es theoretisch vorher wissen können...Man muss sich so ein Programm ja auch nur mal durchlesen bevor man sein Kreuz macht.

Leichter gesagt als getan!

Das Programm hatte knapp 100 Seiten und das werden wohl in etwa alle Programme haben. Da kann man sich ja aus rechnen was auch einen zu kommt. Milton Friedmanns "Kapitalismus und Freiheit" hat ziemlich genau 200 Seiten. Nur die halbwegs bekannten Parteien studiert kann man sagen muss man dreimal Kapitalismus und Freiheit lesen. Aber mit lesen ist es ja nicht getan. Man muss es auch auswerten und sich Gedanken darüber machen und eine Meinung bilden.

Na, wollen wir hoffen, dass die Piraten kein Programm haben und dass ihr Beispiel Schule macht.

In diesem Sinne wünsche ich euch noch einen schönen Abend. Vielleicht mit garantiert einschläfernder Bettlektüre. ;-)

Adrian Luckmann

Mittwoch, 24. Juli 2013

Homepage aktualisiert

Hallo ihr da draußen an euren Geräten,

ich habe grade meine Homepage aktualisiert. So was muss schließlich auch mal sein.

Homepage: Adrian Luckmann
http://www.adrian-luckmann.ag.vu/

Sieht sie nicht toll aus?

Schöne Grüße
Adrian

Freitag, 5. Juli 2013

Weggeflogen sind sie nicht (Form und Inhalt der Freiheit) von Heinrich Böl

Diese kurze Geschichte hat es mir wirklich angetan. Ganz einfach, weil ich mich immer wieder frage, was die Aussage sein soll. Ob es eine versteckte Metapher ist und worauf sie sich bezieht. Dass es eine Matapher ist, davon ist auszugehen. Dass sich die Bedeutung nicht so leicht erschließt, könnte Absicht sein. So hat man wenigstens die Freiheit sich zu denken, was man möchte. Es ermöglicht mehrere Interpretationen und regt den Leser so zum Denken an, was eine gute Sache ist.

Mein Einfall heute: Es geht um Zensur. Also klar es geht um Freiheit, dass gibt er ja vor, aber im speuziellen könnte es um Meinungsfreiheit gehen. Heinrich Böll ist Autor. Ich denke, dass es daher nahe liegt, dass er an so etwas dachte:

Statt sich zu entscheiden, ob man frei ist oder seine Flügel behalten darf, muss sich der Autor entscheiden so könnte man sagen, ob er zensierte Zeitungsartikel verfasst oder ob er unpolitische Romane schreibe, welche nicht zensiert werden müssen.

Meine erste Idee war auch tatsächlich, dass dann die Vögel mit den gestutzten Flügeln jene sind, welche ihre politisch Meinung zu Papier bringen. Ihre Texte werden zensiert, also wie die Flügel gestutzt. Andere beschäftigen sich nicht mit politischen Themen oder bringen sie nicht zu Papier. Aber wenigsttens haben sie den Vorteil, dass ihre Texte ganz bleiben und nicht zerrupft werden. Sie müssen sich in einem sehr engen Käfig bewegen, den gesamten Bereich der unpolitischen Texte(Gedichte, Romane und Kurzgeschichten), wo durch sie nicht ühilosophieren können und ihre Meinung nicht kundtun können, aber wenigstens können sie unzensiert schreiben.

Nach dieser Interpretation jedoch nimmt sich vielleicht der Autor für zu wichtig und schätzt seine Leser nur gering. Das ist Ansichtssache. Diese Interpretation kam mir wahrscheinlich als erstes in den SWinn, weil ich selbst Autor bin und ich bin darin sehr eigen. Wozu soll man schreiben und Autor sein, wenn das gesamte Werk vom Staat zerpflückt wird? Dann wird doch der Staat zum Autor und ich werde überflüssig und kann mir diese Mühe sparen. Ich meine die Mühe, jedes Wort so zu wählen, dass es mir gefällt.



Allerdings kann man es auch umkehren. Man kann sagen die unpolitischen Autoren fühlen sich frei, aber hast du sie je etwas Politisches schreiben gesehen? Sie können es nicht, denn sie haben sich dieser Fähigkeit berauben lassen. Sie tun es wie die Pelikane auf der Wiese sie zeigen alles was sie an schriftstellerischen Talent haben, aber sie sind nicht mehr spitz. Sie kritisieren nicht.